Doma Laukums, Riga, 22. Juli, 17 Uhr. Ich sitze neben IHM im Café und gucke Frauen zu, wie sie auf ihren Highheels übers Kopfsteinpflaster flanieren. Riga rockt, schöne Gassen und Gebäude – ein bisschen wie Budapest, nur kleiner.
Ich sitze da und sauge die Stadt auf, aber eigentlich könnte sich mein Gedankenkarussell auch überall auf der Welt drehen. Dieses Bild, es geht mir nicht aus dem Kopf. Meine Eltern, meine Schwester, mein Neffe und meine Freundinnen. Wie sie da stehen und winken. Winken und weinen – so wie ich. Mit jedem Schritt rückwärts zur Sicherheitskontrolle werden sie kleiner. Der Abschied tut weh und es ist unvorstellbar, sie jetzt ein Jahr nicht zu sehen. Auch im Flugzeug nach Riga kommen mein Herz und mein Verstand nicht hinterher. Ich fühle nur ein dumpfes Nichts. Dabei habe ich mich über Wochen verabschiedet, extra so viel Zeit wie möglich mit den Menschen, die ich liebe, verbracht.
ER hat geplant, organisiert und geräumt. SIE hat gefühlt, geherzt, geredet. Wenn ich uns Körperteilen zuordnen sollte, wäre ER Hirn und SIE Herz.
Mich auf unseren ersten Stopp in Riga einzustimmen ist beim Treffen mit allen, bei der Verlobungs- und Abschiedsparty organisieren, etwas kurz gekommen.
Im Flugzeug stelle ich im Ernst die Frage, ob Riga jetzt die Hauptstadt von Estland ist. Während ER zum Geldautomaten schlendert, laufe ich zur Exchange-Dame am Schalter und frage: „Sorry, can I pay with Euro?“ Ihre Antwort: „Euro ist our local currency!“ Alles klar, abtreten, schöner erster Auftritt! Ab ins Hostel („Cinnamon Sally“)…
Fazit von Tag eins: Wenn du auf Weltreise gehst, bleiben Herz und Verstand erstmal auf der Strecke. SIE hofft, dass beide ihr die Tage nachgesandt werden.
Übrigens: Seine Antwort auf die Fazit-Frage: „Ich habe heute gelernt, dass man in dieser Bombardier das Fahrwerk sehen kann, sehr cool!“ So viel zu ErSieWeltreise.
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