Als Kind fand ich Müllmänner cool, weil sie außen am fahrendem Wagen hingen. Auf Weltreise kann man wieder ganz Kind sein…
In der Transsib saßen wir einmal zwischen Tomsk und Irkutsk in einem Waggon, da war hinten die Scheibe eingeschlagen. Der sibirische Wind drückte in Wellen ins Innere. Und ich musste mal den Kopf rausstrecken. Man fährt an Tausenden Kilometern Birkenwald vorbei, an Dörfern, kleinen Seen. Wundert sich, welche Gerüche dort in der Tiefe des Waldes versteckt sind. Ich stecke den Kopf raus, in einer Kurve, da sind die Pfeiler entlang der Strecke weit genug. Nach vorne sehe ich den Zug, mindestens 14 Waggons, die leicht versetzt jeder für sich in die Kurve gehen. Und ich rieche: nichts.
Dafür flattern die Haare nach hinten, es knattert in den Ohren und die russische Zugbegleiterin schreit mich unverständlich, aber recht eindeutig an.
In Rangun das zweite Draußen-Am-Wagen-Erlebnis, diesmal in der Ringbahn. Drei Stunden fahren wir einfach so durch die Hauptstadt – mit vielleicht 15 Sachen. Trotzdem unvorstellbar für den kleinen Jungen aus Europa, einfach in der offenen Tür auf der Treppe zu stehen, sich mit einer Hand festzuhalten und einfach nur nach vorne zu blicken.
Mehr unvergessliche Kindlich-Glücklich-Momente: Den russischen Van in der Wüste Gobi über die Staubpiste jagen; mit dem Raft durch große Stromschnellen in Nepal rauschen; in Sichuan auf einem 200er Straßenmotorrad mit Vollgas im ersten Gang den Berg hochbrettern – und sich danach bei Hagel verfahren und im Sumpf stecken bleiben.
Vieles haben wir fotografiert… Und werden jetzt noch mehr Material drehen. Seit gut zwei Wochen sind wir stolze Besitzer einer GoPro – mein Vater hat sie mir als Geburtstagsgeschenk aus Deutschland mitgebracht.
Zu den knapp 100 Gigabyte an Fotos, die wir bislang haben, kommt also bald noch viel, viel Film. In Chaung Tha mussten wir natürlich erst filmen, wie wir mit dem Motorrad über den Strand fahren (SEIN Traum) – und wie SIE auf einem Pferd über den Strand reitet (IHR Traum).
Ich hatte mir vorgestellt: Durch den weichen Sand schlingern die Reifen etwas, bei Vollgas drehen sie durch, das Meerwasser der Flut spritzt an die Beine, wenn ich durchs flache Wasser fahre.
In der Realität war er so: Durch den weichen Sand schlingern die Reifen etwas, beim Vollgas drehen sie durch, das Meerwasser der Flut spritzt an die Beine, wenn ich durchs flache Wasser fahre.
SIE hatte sich vorgestellt: Aufs Pferd steigen, Zügel fest anziehen und einen beherzten Tritt in die Seite, dann galoppiert der stolze Hengst los, die Hufen graben sich kraftvoll in den Sand, Wasser spritzt beim rhythmischen Auftreten der Füße ins warme Tropenmeer. Ein Mädchentraum.
Es kam etwas anders: Das faule Tier ging ein paar Schritte, dann blieb es stehen. Der Führer musste schreiend und mit einem Bambusstab in der Hand wedelnd hinter dem Tier herrennen, damit es es überhaupt in den Trab schaffte. Ein paar Schritte lang. Am Ende schaffte SIE es, zwei Mal kurz zu galoppieren. Vielleicht 20 Sekunden lang.
Wenn ich daran denke: Schön, dass meine Träume oft Gas, Kupplung und Bremse haben…
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