Glaub mir das ich sag es euch
verlieb mich jeden Tag aufs Neue
in dich und deine Marotten
Baby was für’n Abenteuer
auch wenn’s gerade mal nicht läuft
und uns kann keiner mehr stoppen
„Glaub dran“-Refrain von Fettes Brot
Nach zwei Monaten als Paar waren wir gleich sechs Wochen zusammen unterwegs in Indien und Sri Lanka. Haben von Tag eins unserer Beziehung zusammen gewohnt, zusammen gearbeitet. 24 Stunden, sieben Tage die Woche – also gearbeitet nur fünf.
Schon damals fragten mich Freundinnen: Bekommst du da keinen Lagerkoller?
Nö, weil ER irgendwie alles ist. Mein Lieblingsmensch. Bei uns hat „einfach machen“ – anstatt „erstmal bedenken“ – immer gut funktioniert. Wenn ich „Zuhause“ von Dota höre, dann sehe ich IHN. ER ist mein „liebes Gesicht, das mich Zuhause macht auf der Welt.“
Auf der Welt. Apropos. Vier Monate sind wir jetzt schon unterwegs. 24/7, kein Tag getrennt – vier Monate von den geplanten zwölf sind schon um. Dass es Zeit wird für eine Zwischenbilanz, stelle ich fest, als ich mich durch die Fotos meines Handys wische, um unnötige zu löschen und auf IHN mit der Nagelfeile stoße.
ER mit seiner Feile am Baikalsee.
ER mit seiner Feile in der Mongolei.
ER mit seiner Feile im Bus in China.
Im ernst, ganz objektiv betrachtet, das ist eine Marotte.
ER ist Feilsüchtig!
Zuhause waren SEINE Nägel vor lauter Stress nie lang genug, um überhaupt daran herumzumachen und unterwegs genießt ER es, sage ich.
Aber das ist noch nicht mal etwas, das mich stört. Es fällt mir einfach auf – so ständig zusammen.
Also suche ich nach Marotten, die mich so richtig auf die Palme bringen. Gebe „nervt kolossal“ in meiner Google-Gehirn-Suche ein und die Treffer sind: enttäuschend.
Kleine Streits haben wir – eigentlich immer wegen des Blogs. „Ich würde das aber so machen… Wir müssten mal wieder… So kannst du das doch nicht schreiben. Du schreibst den Satz falsch herum!“
Weil ich wieder mal einen Satz unnötig kompliziert schreibe, mit Nomen vorne, ohne Verben und Subjekte irgendwo am Ende. Ich muss zugeben: ER schreibt gerade heraus. Da nützt IHM sein rationales Denken.
Aber generell sind diese Streits nichts Aufregendes, nichts Grundlegendes, Alltagsrangeleien. Selbst nach zwei Nächten in Bus und Flugzeug anstatt im Bett lächeln wir uns noch an – zugegeben, müde, aber wir lächeln.
Plötzlich ploppt doch ein Treffer auf:
Dass ER, immer wenn mein Essen zuerst kommt, probiert, bevor ich dazu komme – das nervt!
Besonders wenn ich Hunger habe, verstehe ich da keinen Spaß.
Auf mehr komme ich einfach nicht – also auf mehr Marotten von ihm. Was an mir nervt? Da muss ich nicht lange nachdenken. „Zum Beispiel wenn ich…“, „Wusstest du eigentlich, dass…?“, „Das gibt es nicht! Jetzt hat auch…!“

ER und SEINE Feile in Myanmar – ER meint ja, es sei eine Marotte von mir, dass ich ihn dabei fotografieren würde
Ich stoppe mitten im Satz, ich spreche Stummel-Deutsch, sobald ich ein Smartphone mit Wlan in die Hände bekomme.
Auf Weltreise ist es besonders schlimm. Ich klebe fest, bin süchtig und wie in einer anderen Welt. Zu meiner Verteidigung muss ich natürlich erwähnen, dass das Internet in Ländern wie Myanmar seeeehr langsam ist und die Wifi-Möglichkeiten rar sind.
Aber ganz ehrlich, es muss einfach furchtbar sein, mit mir zu reden. Auf mich zu warten. Meinen Lieblingssatz ständig zu hören: „Sorry, ich komme sofort, muss nur noch ganz kurz…“
SIE an IHN: Tut mir leid!
P.s. Irgendwie muss ich gerade an Wilhelm Busch denken… an seine:
Kritik des Herzens
Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadele mich
So hab‘ ich erstens den Gewinn,
dass ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp‘ ich drittens diesen Bissen
Vorweg den anderen Kritikküssen;
So kommt es denn zuletzt heraus,
dass ich ein ganz famoses Haus.
5 comments for “SIE – Baby, was für’n Abenteuer! Über SEINE Weltreise-Marotten”