ER – Vulkan-Boarding: Nicaraguas schwarze Piste

Der Vulkan ist aktiv, aus seinem Schlund steigt stechender Schwefeldampf auf. Oben ist der Boden so heiß, dass man die Hand nur ein paar Sekunden über das Vulkangestein halten kann. Fast 45 Grad geht es an der Flanke des Cerro Negros im Norden Nicaraguas runter.

Wir wollen diesen Vulkan hinuntersurfen. Auf ein paar Brettern!

 

 

Eine Stunde dauert die Fahrt von der wunderschönen kolonialen Kleinstadt Léon hierher. Auf den letzten Kilometern graben sich die Räder des Geländewagens in den losen Asche-Sand der Piste.

Dann geht es hoch, zu Fuß. Wir sind rund 300 Meter über dem Meeresspiegel, der Gipfel des Cerro Negros liegt auf 700 Metern – in der Mitte geht es steil an der Flanke des qualmenden Ungetüms hoch. Die Bretter müssen wir fest umklammern, Windböen drohen sie in den Abgrund zu reißen – mit uns.

SIE winkt dem Guide, der das Foto macht, noch zu

SIE winkt dem Guide, der das Foto macht, noch zu

Dann stehen wir oben. Schauen runter. Und können das Ende des Abhangs nicht sehen, den wir herunterfahren sollen, weil dieser nach einer kleinen Erhebung steil abfällt. Sehr steil. Angst, Respekt, Vorfreude.

Wir ziehen die Schutzanzüge an, setzen die Brillen auf. Letzte Sicherheitstipps von unserem Guide: “Nicht schreien, Mund zu! Es werden Staub und Steine auf euch zufliegen.” Manch einer hat sich hier schon Knochen gebrochen, der Rekord liegt irgendwo bei 90 km/h, normale Fahrer kommen auf 50, sagt er uns.

Nicaraguas schwarze Piste!

50 Sachen, Stadtverkehr, nur ein Brett zwischen uns und dem spitzen Lava-Gestein. Lenken über Gewichtsverlagerung. Wenn der Schlitten ausbricht, muss man den Fuß zum Gegenlenken in den Boden rammen.

ER auf dem Weg nach unten

ER auf dem Weg nach unten

Der Anfang ist holprig, nicht wie auf Schnee, ich spüre den Widerstand des Gerölls. Dann nimmt das Brett Geschwindigkeit auf, ich verlagere das Gewicht nach hinten zum Beschleunigen. Es wird schnell – und der schnelle Abschnitt liegt noch vor mir. 45 Grad – auf dieser fast perfekten Diagonale schieße ich auf einem Stück Holz runter. Die Steine fliegen mir ins Gesicht, Staub landet im Mund. Ich muss die Füße zwei, drei Mal in den Boden rammen, mit ganzer Kraft, um in der Spur zu bleiben. Um mich herum nur schwarzer Stein, schwer zu sagen, wie schnell ich fahre. Gefühlt: 100 km/h!

Nach der glücklichen Landung ein Blick zurück: Diese Steilwand bin ich gerade heruntergerast. Unfassbar. Ich kann es nicht glauben. Der Adrenalinspiegel fällt langsam, zurück bleibt der Vulkan-Staub, in den Haaren, auf der Haut, zwischen den Zähnen.

Aber die Dusche muss noch acht Stunden warten. In ganz Léon ist das Wasser ausgefallen.

 

 

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