IHRE Eltern Hannelore, 61, und Werner 63, sind drei Wochen zu Besuch bei IHM und IHR in Costa Rica. Hier schreibt IHR Vater einen Gastbeitrag zu seinem ersten Dschungel-Erlebnis.
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Hamburg-Frankfurt-San José. 23 Stunden und wir umarmen unsere Kinder. ER und SIE begrüßen uns am Flughafen mit einem Transparent „Bienvenido MaPa, HanWer!“ Besuch auf Weltreise in Costa Rica. Eine Übernachtung in der Stadt und ab in den Regenwald.
4:30 Uhr, Aufwachen unter dem Moskitonetz. Raus. Es regnet. Es prasselt auf das Blechdach. 5 Uhr Kaffee, es wird hell. Per Boot geht es in den Nationalpark Tortuguero – mit langsamer Fahrt auf den verzweigten Flussarmen. Mein Auge sucht das Ufer ab.
In meiner Vorstellung wimmelt es hier vor Tieren, in der Realität sind sie da, aber unsichtbar – zumindest für mich.
Ich starre ins Grün und sehe nichts. Minutenlang. Ich bin enttäuscht. Da! Ein Kaiman. Regungslos liegt er da im trüben Wasser. Es ist ruhig. Sehr ruhig. Diese Ruhe überrascht mich.
Ganz hoch in den Bäumen sehe ich Affen.
Der Urwald ist geheimnisvoll. Er prahlt nicht mit seinen Schätzen. An den Bäumen kann ich mich nicht satt sehen. Jeder für sich. Alle zusammen. Würdevoll stehen sie halb im Wasser. Aus diesem Traum wache ich auf, wenn ich eine der Blechhütten am Flußufer sehe. Aber irgendwie sind sie mit den verrosteten Dächern auch schon ein Stück Urwald.
Zurück zum Hotel. Frühstücken. Zweite Bootstour: Wir suchen erneut Tiere. Der Blick wird geschulter, die Erwartung, überall Tiere zu sehen, schwindet mit der Akzeptanz, sich auf diese Wildnis einzulassen. Der Motor ist aus. Nach längerem Dahingleiten: Wie hingezaubert liegt eine Schlange zusammengerollt auf einem halb umgestürztem Baum.
Ein kleines Krokodil ist kaum zu entdecken zwischen Wasserpflanzen versteckt, nur Nasenlöcher und Augen liegen über der Wasserlinie. Lange suche ich mit meinen Augen weiter die Blätter ab, aber entdecke nichts. Höre hier und da eine Vogelstimme. Den Ruf des Montezuma Stirnvogels kann ich schon zuordnen – das Männchen baut seinem Weibchen bis zu 20 Nester zur Auswahl. Nach zwei Stunden: Rückfahrt zum Hotel. Leider nicht zu einem Urwaldcamp, fernab der Zivilisation.
Was bleibt? In mir die Bilder von unterschiedlichsten Bäumen, die mit ihren mächtigen Wurzeln fest verankert im Wasser stehen, die Stille des Urwaldes, Bilder von Tieren, die nur schwer in diesem Grün der Blätter und dem Grau der Baumstämme zu entdecken sind.
Es bleibt der Eindruck: Ich bin nur ein winziges Teilchen dieses Universums Regenwald.
Ehrfurcht vor der Schöpfung
Der Anblick des Petersdoms in Rom hat das nicht vermocht.
ER und SIE haben uns in dieses Paradies gelockt.
Schrecklich die Vorstellung: Aus diesen Bäumen werden Fensterrahmen.
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