Ich bin keine Shopping-Queen. Auch keine Expertin der Sendung. Aber ich weiß noch, als ich sie zum ersten Mal sah.
Es war ein Samstag. ER musste zur Arbeit, ich lag auf dem Sofa und blieb beim Zappen hängen. Als er Feierabend hatte, saß ich immer noch da – acht Stunden später, gebannt von dem Hamburg Special und nicht ahnend, dass es die Folgen in der Woche auch einzelnd gibt.
Acht Monate auf Weltreise habe ich nun nicht geshoppt.
Abgesehen von (würde ER jetzt aufzählen): der Hose in Nepal, dem Kleid in Indonesien, der Jeans in San Francisco, den Oberteilen auf dem Second Hand Markt in Guatemala.
Gut, nochmal: Acht Monate auf Weltreise war ich noch nie so richtig shoppen.
Durch Läden tingeln, anprobieren, ausprobieren. Nächstes Geschäft wieder an und aus bis was Schönes dabei ist.
Meine schönen – so ershoppten – Oberteile hatte ich zuhause gelassen, weil oft ein Teil fehlt, wenn wir auf Reisen gewaschene Wäsche zurückbekommen. Ein bisschen Laundry-Schwund ist immer. Deshalb habe ich praktische T-Shirts eingepackt, die leider langsam fürchterlich hässlich sind.
Sonnencreme- Nobite- oder sind das etwa Schweißflecken?
Schon in Beijing (drei Monate nach dem Weltreisestart) habe ich vor kleinen Boutiquen gestanden und sehnsüchtig ins Schaufenster gestarrt. Aber, nein, ich geh gar nicht erst rein. Viel zu teuer. Was war ich konsequent.
Shoppen und 20€-Tagesbudget passen einfach nicht zusammen
Der Gedanke: „Verdammt, ich brauch aber jetzt echt mal was Neues“ schießt mir seitdem trotzdem ständig durch den Kopf.
In Panama City verkündige ich schließlich: „Ich brauche ein Oberteil und eine Leggins oder so. Ich gehe jetzt shoppen.“
Weil er sich das schon Monate anhört oder einfach, weil ER toll ist, sagt er nur: „Ok, ich warte hier mit den Rucksäcken.“
Eine XXL-Mall ganz für mich allein. Ich bin entzückt. Von all den fremden Marken und den Designs. Endlich wieder: aussuchen, anprobieren, ausziehen. Raus aus dem Laden, rein in den Laden. Und von vorne.
Leggins gibt es einfach nirgends und schließlich werde ich doch bei einer alten Bekannten fündig: Zara.

Bluse statt Bikini. Auf dem Weg zum Pool fragt eine andere Backpackerin, ob SIE heute ein Jobinterview habe. Nein, nein
Diese Bluse mit Hamburg-Motiv kann ich einfach nicht wieder ausziehen. Also doch, aber nur zum Bezahlen. Auch dieses bluejeansblaue Oberteil, ich kann nicht anders, als es zu kaufen.
Meine Gehirnhälfte mit den Standardfragen „Praktisch? Weltreisetauglich? Brauchst du das wirklich?“ ist komplett deaktiviert.
Als ich Hals über Kopf diese marineblaue Jacke anziehe, bin ich verliebt
Zurück zu IHM hüpfte ich durch die Mall wie ein Mädchen mit einem Schulranzen voll Lieblingsbonbons auf dem Nachhause-Weg.
SEINE vorsichtigen Einwände: „Eine Jacke für Panama und Afrika?“, „Hättest Du das nicht lieber online bestellen und nach Hause schicken können?“, „Ist 69 Dollar für eine Jacke nicht voll teuer?“ winke ich einfach ab. Strahlend. Neue Sachen an und ab an den Pool – ja, wir haben ein Hostel mit Pool!
Alles ist schön, bis ER mir den Display des Tablets entgegen streckt. Vor mir flimmert die Homepage von Zara Deutschland. ER hat meine Jacke gefunden. 49 Euro leuchtet mir grellgemein entgegen! Verdammt, wie kann das? 20 Euro habe ich drauf gezahlt? Sauerei!
Dafür hätte ich bei Moderator Guido Maria Kretschmer sicher Punktabzug bekommen. Eine echte Shoppingqueen lässt sich nicht übers Ohr hauen. Umrechnungskurs hin oder her. Krone adé!
Ich gucke auf den Buddha, der über dem Pool throhnt. Om, zurückgeben macht mein Shopping-Stolz nicht mit. Om, ist das heiß. Om, ausziehen ist jetzt echt auch keine Option.
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