
Das besagte Konzert
Die Geigenbögen schießen synchron wie Schwerter in die Höhe und ich kämpfe mit den Tränen. Ich sehe deine Hand, Ma, auf meinem Knie ruhen und höre Brahms‘ Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68. Ich war spontan mit zum Konzert der Philharmoniker Hamburg gekommen und dann komplett überwältigt von meinen Gefühlen.
Plötzlich wird mir klar, die Weltreise, das heißt auch: Ein Jahr lang keinen Tee trinken auf der Terrasse, kein über alles reden können vorm Kamin, das erste Mal nicht mit euch Weihnachten feiern.
Selbst zu meinen Zeiten im Ausland, in Budapest, in Florenz, zu den geliebten Festen war ich immer da.
Ich denke an die Ausflüge mit den anderen Hügel-Kindern, an das Luftpferd-Spielen auf der Wiese, an die „Abendbrot, abtuten“-Rufe von dir, Pabo. Ich denke daran, dass ich mich als kleines Mädchen nie getraut habe, bei meinen Freundinnen zu übernachten. Obwohl ihr wusstet, der „Holt ihr mich ab?“-Anruf kommt, habt ihr mir jedes Mal ernsthaft die Tasche gepackt.

Ma, Sie, Pa
Jetzt werde ich euch ein Jahr lang nicht sehen können – noch nicht mal bei einer Freundin schlafen.
Ich habe Fernweh. Ein Gefühl, dass ihr nicht teilt. Ihr habt euch nie eine Auszeit gegönnt, habt es nie gewollt.
„Warum willst du das nur? Warum jetzt, wo du endlich fest im Job bist? Wie kommst du bloß wieder rein?“, fragt ihr mich.
Egal was für Zukunftsideen ich hatte, ihr habt gesagt: „Sally, du machst das!“ Zum ersten Mal zweifelt ihr. Ihr habt Angst und trotzdem:

Sie, Ma im Konzert
Ihr gebt mir Rückenwind!
Ihr habt mich gelehrt, an mich zu glauben. Das habt ihr jetzt davon.
Habt euch in der Erziehung an Goethe gehalten „ Man muss seinen Kindern zwei Dinge mitgeben: Wurzeln und Flügel.“
Danke für eure Liebe, MaPa!
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