Sie hat Millionen Männer, Frauen, Kinder getötet. Sie ist leicht, robust, den Abzug kann sogar ein Kind betätigen. Gut ausgeleuchtet hängen die Kalaschnikows in Glasvitrinen wie Trophäen.
Wir sind in Izhevsk, hier steht ein Museum zu Ehren der AK 47, besser bekannt als „Kalaschnikow“. Es liegt mitten in der Stadt, gleich neben der Kathedrale. Es ist der erste Punkt, den uns unser Gastgeber stolz zeigt.
Die Hauptstadt der Teilrepublik Udmurtien liegt auf halber Strecke zwischen den Städten Kazan und Perm. Doch kaum ein Tourist verirrt sich dorthin. Die 600.000-Einwohner-Stadt ist die Waffenschmiede Russlands. Der lokale Held: Michail Timofejewitsch Kalaschnikow, Erfinder des bekannten Sturmgewehrs.
Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 100 Millionen Kalaschnikows im Umlauf sind – Kopien und Weiterentwicklungen eingeschlossen – und dass rund eine Viertel Million Menschen Jahr für Jahr durch sie sterben.
In Izhevsk werden seit über 200 Jahren Waffen produziert, damals als Verteidigung gegen die napoleonischen Truppen. Im Krieg gegen Deutschland wurde der damals 21-jährige Kalschnikow an der Schulter verwundet und schwor, eine Waffe zu erfinden, die die Deutschen von seinem Land vertreiben würde. Schon im Krankenbett des Lazaretts soll er die erste Skizze entworfen haben.
Die Avtomat Kalaschnikowa Entwicklungsjahr 47 (AK-47) wurde in Izhevsk gebaut. Im Vietnam-Krieg zeigte sich die Überlegenheit des Sowiet-Gewehrs. Die Sowietunion ließ den verbündeten Staaten wie Bulgarien und die DDR die Waffe nachbauen.
Am Eingang des Kalaschnikow-Museum passiert man eine Statue des Erfinders, der in späteren Interviews immer beteuerte, die Politik hätte die Waffe falsch benutzt, er hätte sie nur zur Verteidigung des Heimatlandes gebaut.
Im Museum hänge auch die Entwicklungsmodelle aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Und die leichtere, präzisere und tödlichere Weiterentwicklung von 1974, die aktuellen Modelle von Polizei und Armee – bis hin zu den Sonderausstattungen mit Nachtsichtgerät oder Bajonett.
Es ist bedrückend, dass das Museum diese Tötungsmaschine feiert und man plötzlich draußen ist, im Sonnenschein, die Vögel singen, man blickt auf eine wundervolle rote Kathedrale. Ohne schreien zu können: Wie könnt ihr das Ding nur feiern? Wie könnt ihr das Leid verschweigen? Wieso steht nichts von den Kinder-Soldaten in Afrika, den Rebellen in Südamerika, den Mudjahedin in Nahen-Osten? Wieso, wieso, WIESO?
Stattdessen wird man gefragt: „Wollt ihr auch man schießen?“