ER – Referentiell: Weltreise

ER und SIE in der Verbotenen Stadt

ER und SIE in der Verbotenen Stadt

Ein Neustart der Gemütlichkeit. Nach zwei Monaten auf Weltreise lernt man Genügsamkeit. Vor allem wenn man wie wir mit 20 Euro am Tag reist. Essen, Duschen, saubere Kleidung. Welch ein Luxus, dessen man sich sonst nicht bewusst ist.

In den fast vier Wochen in der Mongolei essen wir Schaf, oft das Fett davon. Gemüse besteht, wenn überhaupt, aus Kartoffeln, Kohl, Gurken, Zwiebeln. Meistens aber wird statt Gemüse Stutenmilch serviert.

Auf dem Tiananmen-Platz

Auf dem Tiananmen-Platz

Nach der 30-Stunden-Fahrt von Ulaanbaatar nach Beijing, die wieder viel zu schnell vorbei geht, bekommen wir etwas, das wir lange nicht hatten: Auswahl.

Suppe, scharf, mittel-scharf. Fleisch, Schwein, Fisch, Huhn, rote, gelbe Soßen, Reis, Nudeln, Gemüse, Algen. Wir verstehen kein Wort, kein Zeichen, doch die Fotos neben den Menüs sind vielversprechend. In der Mongolei, hätte es Fotos oder Menüs

Der Ausblick vom 24. Stock unserer Couchsurferung

Der Ausblick vom 24. Stock unserer Couchsurferin

gegeben, hätte ein einziges Foto eines Schafs gereicht.
Mein erstes Essen in Beijing, dieser zivilisierten 20-Millionen-Stadt, ist gebratenes Hühnchen. Ich glaube an Nuggets oder ähnliches, wahrscheinlicher sind es – nach dem ersten Bissen – aber frittierte Fußteile oder Flügelgelenke, auf jeden Fall ist in jedem Teil zuverlässig ein Hühnerknorpel. Trotzdem lecker, denn diesmal schmeckt einfach nur Abwechslung.

Selfie mit unseren Gastgebern (und Zahnbürsten)

Selfie mit unseren Gastgebern (und Zahnbürsten)

Wir schlafen bei einer Couchsurferin, Yaming, 28, im Norden Beijings. Sie wohnt mit ihrem Freund Sebastien, 34, einem Franzosen, auf 60 Quadratmeter im 24. Stock eines neuen Gebäudes. Blick auf das Olympia-Stadion. Eine Dusche, eine Waschmaschine, eine westliche Toilette, richtig so zum Draufsetzen. Wieder Luxus.

Schon Ulaanbaator hatten wir nach zehn Tagen in der Wüste Gobi ersehnt. Das Wasser hatten wir in unregelmäßigen Abständen aus Wasserpumpen auf dem Weg geschöpft, zweimal konnten wir in den zehn Tagen duschen. Toilette? Nein. Unser Zehnbettzimmer in der Hauptstadt war dann unbeschreiblich gemütlich, eine Matratze und die unvergleichlich schwere Decke, nach der Woche auf dem Zeltboden, mit einzig dem dünnen Schlafsack zwischen uns und den Wüstensteinen. Dass sich ein Zimmer mit acht Fremden teilen zu können einmal das Schönste sein könnte, hätte ich zuhause in Hamburg nie gedacht.

In Beijing fährt die U-Bahn zuverlässig, die Tickets kommen aus dem Automaten. Die Haltestellen sind ins Englische übersetzt. Man zahlt Eintritt für die verbotene Stadt, steht dafür geordnet in einer Schlange. Der Audio-Führer ist GPS-gesteuert. Natürlich gibt es eine Erklärung auf Deutsch. Es ist beeindruckend, das Palastgelände zu erkunden. Jeder Schritt hier hätte noch vor noch Hundert Jahren die Todesstrafe bedeutet. Und es ist einfach.

In diesem Moment ist einfach auch schön.

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