Er war der mächtigste Drogenbaron der Welt. Und hat den Ruf eines ganzen Landes zerstört.
Pablo Escobar kontrollierte Ende der Achziger rund 80 Prozent des Kokain-Handels. Medellin galt seinetwegen als gefährlichste Stadt der Welt, Mord und Entführungen waren Alltag.
Wir lassen uns von Noe, 61, die Orte des Hasses und der Gewalt zeigen, die das moderne, das junge Medellin am liebsten vergessen würde. Es ist surreal: An den meisten Gebäuden erinnert nichts an die Zeit. Nur Escobars Grab trägt seinen Namen.
Da ist das Privat-Haus des Drogenbarons, ein mehrgeschossiges Monstrum, das er alleine mit seiner Familie und ein paar Bodyguards bewohnte. Hier verübte das verfeindete Cali-Kartell einen Bombenanschlag.
In Medellin hassen ihn fast alle, den Mann, der im Ausland wegen des Ausmaßes seiner Gewalt und seiner kriminellen Energie fast bewundert wurde. Forbes listete ihn als siebtreichsten Mann der Welt. Er soll vorgeschlagen haben, im Gegenzug von Straffreiheit die Schulden des Landes zu begleichen: 26 Milliarden Dollar. Um das Drogen-Geld zu waschen, hatte er einen Laden, in dem er Dollar verkaufte. Zu einem niedrigeren Preis als der Marktwert. Bei einem seiner letzten Coups flog er zehn Tonnen Koks in einer umgebauten Boing in die USA. Und lies ein anderes, vollbesetzes Flugzeug der staatlichen Fluggesellschaft Avianca in die Luft gehen. Den Mann, den er töten wollte, war noch nicht mal an Bord.
Auf dem Höhepunkt seiner kriminellen Karriere willigte er ein, sein eigenes Gefangnis zu bauen. Als ihn die Polizei holen wollte, floh er. Natürlich. Dann legte er Autobomben, um die Regierung zu erpressen. Dutzende Unschuldige starben. Escobar zahlte 1000 Dollar Kopfgeld pro getöteten Polizisten. Die Angst regierte.
Bis er am 2. Dezember 1993 seinen Sohn anrief. Und das Gespräch abgehört wurde. Das Haus, in dem er vom Militär erschossen wurde, gibt es heute nicht mehr. Zu viele wollten Devotionalien. Zu seiner Beerdigung kamen 20.000 Menschen. „Manche wollten nur sichergehen, dass er auch wirklich tot ist“, sagt unser Führer.
Sein Grab liegt prominent direkt an der Kirche. Ein Mann pflegt es täglich, fegt und kehrt. Er wird vom Bruder Escobars bezahlt. Nach jedem Tritt rückt er die Steine zurecht, die auf dem Grab liegen. Die Steine sind weiß, wie die Unschuld. Es könnte keine unpassendere Farbe geben.
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