„Wir reisen nicht nur an andere Orte, sondern vor allem reisen wir in andere Verfassungen der eigenen Seele.“ Werner Bergengruen
Das erste Mal habe ich dieses schöne Zitat gelesen, als ich 2007 alleine nach Thailand geflogen bin. Meine liebe Freundin Sesi hatte es mir in ein selbst gebasteltes Reisetagebuch geschrieben. An diesen schlauen Satz muss ich ausgerechnet hier wieder denken.
Was ein Platz in Cartagena über Kolumbiens Seele lehrt. Ein Besuch in Bildern
- Die Kirche, die dem Platz den Namen gibt. Samstags finden Taufen und Hochzeiten statt – natürlich mit aufwendigen Fotoshootings im Gewusel aus Fußballern, Essensständen und Bettlern
- Die 1643 erbaute Trinidad Kirche gibt dem Platz seinen Namen. Apropos: Plazuela heißt kleiner Platz. Ist das nicht schön?
- Nachmittags wird der Anhänger zum Verkaufsstand umgebaut und abends stehen Einheimische und Touristen Schlange – ob Burger und Wurtsteller, alles was hier über den Tresen geht, trieft vor Fett. Buen Provecho!
- Hinten dreht die Müllabfuhr ihre Runden, rechts im Bild werden Burger gebraten und direkt auf dem Spielfeld versucht ein Musiker sein Mikro aufzubauen
- Die zusammengeschweißten Tore werden abends auch kurz mal umfunktioniert: für einen kurzen Powernap
- Streetart direkt neben dem Platz. Schön und traurig gleichzeitig, denn über der anmutigen Frau schläft ein Obdachloser in einem Rollwagen
- Samstagabend ist kein Platz mehr frei. Alle wollen es sehen: das Theater, das man Leben nennt
- Süßes gibt es bei dieser Dame immer am selben Palmenstamm. Im Hintergrund: der berüchtigte Burgerimbiss
- Was Leichtes: Verschiedene Wurstsorten, Zwiebeln, Kochbananen, Käse, Schweineschwarte – alles gründlich frittiert
Zugegeben, ich habe kein Buch von Kolumbiens Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Marquéz (1927 – 2014) gelesen. Aber weil seine Werke als wichtigster Vertreter des „Magischen Realismus’“ so viel über die Geschichte seines Landes und das alltägliche Leben erzählen, möchte ich an dieser Stelle versprechen, es zu tun. Gabo, wie ihn seine Leser liebevoll nennen, gilt als die Seele Kolumbiens. Die dachte ich schon auf diesem Platz gefunden zu haben, für den übrigens auch der Ausdruck „Magischer Realismus“ passt.
Der Friseursalon, der am Nachmittag kurzerhand auf die Straße verlegt wird, das chaotische Miteinander von Jung und Alt, Reichen neben Armen und abends spielt eine Straßenkünstlerin, die mich sehr an Zaz erinnert, einfach so stundenlang ihre Lieder auf der Gitarre spielt und dazu singt. Die Magie dieses Ortes lässt sich auch mit Wörtern und Bildern nur bedingt einfangen. Da gibt es nur eine Lösung, lieber Leser, venga a Columbia!
1 comment for “SIE – Auf diesem Platz in Cartagena habe ich Kolumbiens Seele gefunden”