SIE – Medellins Menschen sind Mut-Macher

Blick aus dem Bus

Blick aus dem Bus

Backsteinhäuser fressen sich in die Berge. Wir schlängeln uns am Hang entlang. Die Hydraulik pumpt. Unterwegs zum Flughafen-Bus sind wir an so vielen Orten vorbeigefahren. Orte, die ich mit Erinnerungen verbinde. Orte, die für mich zur Geschichte dieser Stadt gehören. Wieder ist aus einer abstrakten Straßenkarte ein Netz an Geschichten geworden.

Backstein bis zum Horizont

Backstein bis zum Horizont

 

 

Rechts Pablo Escobars Luxushaus, das von dem Cali-Kartell mit Bomben angegriffen wurde. Links das Einkaufszentrum, das für das neue Medellin steht. Behütet und voller Möglichkeiten. Vorbei an der Metro, die für die Einwohner das Symbol für den Neuanfang ist. Symbol für das Gefühl: „Keiner glaubt an uns, keiner traut uns das zu und wir schaffen es trotzdem.“

Wenn die Hoffnung über die Angst siegt

Vorne, der zerbombte Vogel, hinten der neue, intakte

Vorne, der zerbombte Vogel, hinten der neue, intakte

So hatte unsere Stadtführerin Juliana das in Worte gefasst: „Wir blicken nicht gerne zurück, viele wollen sich nicht erinnern, deshalb kommen die meisten nie hier her.“ Als sie das sagt, stehen wir auf einem Platz vor einer zerbombten Skulptur. Besser gesagt vor zwei von Boteros vollbauchigen Vögeln. So als würden sie sich zwischernd von Medellin erzählen – der zerbombte vom Medellin der Vergangenheit und der heile von Medellin der Gegenwart.

Bye bye Medellín, bye bye Colombia

Bye bye Medellín, bye bye Colombia

Ich kann den Platz der zwei Vögel aus dem Bus nicht sehen, aber ich weiß, dass er da ist. Irgendwo mitten in diesem Meer aus Backsteinhäusern, das an einigen Berghängen überzuschwappen droht. Drei Millionen Einwohner und es kommen immer mehr Menschen in die Stadt, die vor 20 Jahren noch als gefährlichste der Welt galt.

Die Menschen in Medellin haben mich tief berührt. Haben mir gezeigt, wie Mut geht. Wie aufrichten und weiterleben funktionieren kann. Es gibt ein kolumbianisches Sprichwort, ähnlich wie das deutsche: „Die Hoffnung ist das letzte, was bleibt.“

Morgens um halb sieben unterwegs zum Flughafen habe ich Bauchkribbeln. Weil unsere Rückkehr, das Ende unserer Weltreise, mit jedem Kilometer, den der Bus zurücklegt, näher zu kommen scheint. Vorwärts, geradeaus, direkt drauf zu. Weil in mir das Prinzip Hoffnung das Kommando übernommen hat.

 

 

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