SIE- Wandern in den Wolken! Fünf-Tage-Trekking durch Nepals Himalaya-Dschungel

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SIE wandert in den Wolken – rund 2100 Meter hoch

Verwunschen stehen die Tropenbäume in der diesigen Luft. Wie hinter Milchglas hängen die moosbewachsenen Äste über mir. Bei jedem Schritt spüre ich ein nasskaltes Kitzeln auf der Haut. Es fühlt sich an, wie durch dichten Nebel zu gehen. Aber es ist kein Nebel, das sind Wolken. Auch SEIN Kommentar: „Das macht physikalisch doch keinen Unterschied“ ändert nichts. Mich durchströmt ein „Wahnsinn, ich wandere in den Wolken“-Gefühl!

ER und SIE auf Poonhill 3200 Meter hoch - kurz nach dem Sonnenaufgang

ER und SIE auf Poon Hill 3200 Meter hoch – kurz nach dem Sonnenaufgang

Wie es wohl ist, auf Wolken gehen zu können? Als Kind habe ich mich das jedes Mal gefragt – aufgeregt hin- und her rutschend auf dem Fensterplatz im Flugzeug. Zugegeben, ich tue das noch heute. Später hat mich die Physik gelehrt, warum das unmöglich ist und so fühlt es sich unwirklich an. Auf einer Höhe von 2100 Metern wehen die Wolken in den Wald, bahnen sich getrieben ihren Weg auf die andere Seite des Berges. Wandern durch die Wolken, das ist wie den Naturgesetzen trotzen. Es ist Tag fünf unserer Trekking-Tour durch Nepals Himalaya-Dschungel und es ist nicht die erste Überraschung.

Selfie auf Poonhill

Selfie auf Poon Hill

Ich muss oft an das Gedicht „Kindheit“ von Rainer Maria Rilke denken. Darin heißt es:

Noch mahnt es uns – : vielleicht in einem Regen,

aber wir wissen nicht mehr was das soll;
nie wieder war das Leben von Begegnen,
von Wiedersehn und Weitergehn so voll
wie damals, da uns nichts geschah als nur
was einem Ding geschieht und einem Tiere:
da lebten wir, wie Menschliches, das Ihre
und wurden bis zum Rande voll Figur.“

 

SIE wandert durch die Reisfelder

SIE wandert durch die Reisfelder

Unsere chronologische Route geht so: Birethani, Ulleri, Ghorepani, Tadapani, Ghandruk, Landruk.

Aber die Erinnerungen an das tägliche Staunen würfelt mein Hirn zufällig zusammen.

Alle Sinne an, an die Stöcke, fertig, los!

Ich höre den rauschenden Gebirgsfluss und die sirrenden Grillen, ich rieche feuchte Erde und Moos, ich schmecke die Nudeln, die ich mir gerade zum Mittag ausmale, ich fühle meine verspannten Waden und eine tiefe Entspannung – ich wandere.

Ein Träger geht vollbeladen über eine Hängebrücke

Ein Träger geht vollbeladen über eine Hängebrücke

Meine Beine bewegen sich im Takt des metallischen Klacken der Wanderstöcke. Im Automodus, weil die Umgebung meine ganze Aufmerksamkeit verlangt. Wir gehen durch Hochland-Dschungel auf 3000 Metern, durch Reisfelder, durch Bambuswälder, über Hängebrücken.

Uns überholen Packesel mit Glocken um den Hals und Steinen in den geflochtenden Tragetaschen, Vollblut-Wanderer in Multifunktionskleidung (zum Frühstück gab es neben der Kohlenhydrat-Keule auch noch Elektrolyse, ich hab’s gesehen) und natürlich die Träger. Viele der Porter sind in Flipflops unterwegs, springen über die unebenen Steintreppen als wären sie öde Asphalt-Wege und haben riesige geschnürte Pakete auf dem Rücken. 25 Kilo sind erlaubt, aber manche tragen gleich zwei oder drei Touristenrucksäcke auf einmal – definitiv schwerer. Dicke Stoffriemen schneiden in ihre Stirn, denn auch Rucksäcke setzen sie nicht auf, sondern schultern sie traditionell, alles Gewicht auf Kopf und Nacken.

In dem Bergdorf Ulleri ist es ihr Weg zur Schule - 600 Höhenmeter täglich

In dem Bergdorf Ulleri ist es ihr Weg zur Schule – 600 Höhenmeter täglich

„Namaste“ grüßen sie und lächeln sogar noch – besonders, wenn ich mal unseren großen Rucksack trage und damit aussehe wie SEINE Trägerin.

Ein irres Gefühl, einfach von einen Ort an den Anderen zu gehen und alles bei sich zu haben.

ER küsst sein Stöckchen nach einem Aufstieg vonn 300 Höhenmetern durch Reisfelder

ER küsst sein Stöckchen nach einem Aufstieg von 300 Höhenmetern durch Reisfelder

Das ist wie Weltreise in Klein-Klein und doch ist Wandern für mich eine ganz neue Erfahrung.

Auch das mit den Stöcken. Affig, dachte ich, als ich damit durch den Laden stockerte. Dämlich es ohne zu machen, dachte ich dann vor 3600 Steinstreppen stehend unter Ulleri.

Über Nordic-Walker habe ich mich oft amüsiert, vielleicht zu Unrecht. Fest steht: Wandern ohne Stöcker ist wie Laufen ohne Turnschuhe.

ER putzt die Zähne mit diesem Ausblick

ER putzt die Zähne mit diesem Ausblick

Apropos, wir haben die 51 Km in Turnschuhen absolviert und das ist absolut machbar. Auch, weil wir uns gegen die Route in den Schnee entschieden haben. Gegen die Wanderstrecke zum Annapurna Basecamp, weil wir nach dem Unglück kein Risiko eingehen wollten.

Jedes Mal, wenn durch die Blätter die schneebedeckten Berge zu sehen sind, muss ich an die Menschen denken, die oben auf der anderen Seite der Berge ihr Leben verloren haben. 

Der Gedanke trübt alles ein, wie der Nebel die Berge. 

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