Couchsurfen ist wie Zug fahren. Tür auf und einsteigen bitte. Es ist ganz viel unterwegs sein und ganz viel aus dem Fenster deines Lebens gucken. Das Ankommen beim Gastgeber ist wie das Einfahren in einen unbekannten Bahnhof. Du kennst die Geräusche und Gerüche nicht, weißt nicht, wo es lang geht und folgst Schildern.
Dein Ticket sind die Gastgeschenke. Immer wenn ER die Plastiktüte mit Lübecker-Marzipan, Goldbärchen, Jägermeister und Hubba-Bubba aus dem Rucksack kramt, muss ich an meinen Einkauf beim Edeka an der Osterstraße denken. Mit dem Gedanken „Was ist typisch deutsch?“ bin ich durch die Gänge gerannt. Mit Fremden in der Kassenschlange habe ich schließlich Mitbringsel ausgesucht. Die Frau hinter mir: „Unbedingt Goldbärchen. Die deutsche Traditionsmarke Haribo benannt nach dem Gründer Hans-Riegel-Bonn.“ Der Typ vor mir: „Unbedingt Hubba-Bubba-Kaugummis, danach sind die Amis ganz verrückt.“
Die Kassiererin guckt aufs Laufband: „Das sieht aber nach Junggesellinnenabschied aus.“ Nee, Weltreise. Die Stationen will sie wissen. Langsam scannt sie jedes Teil und geht dabei in Gedanken auf Reise. Aber anstatt ein genervtes „Geht’s auch schneller?“ kommt aus der Schlange hinter mir nur: „Viel Spaß, komm bloß heil wieder.“
Schön, einfach mal mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Auftauchen aus der Großstadtanonymität kurz vorm Abtauchen in den Weltreise-Modus.